
Aus der Vergangenheit – in die Zukunft – für den Frieden
Aus der Vergangenheit – in die Zukunft – für den Frieden
70 Jahre nach dem Krieg beginnt die Kultur der Donauschwaben zu verblassen. Die Erlebnisgenerationen verschwindet nach und nach. Die Nachkriegsgenerationen sind in Deutschland, Österreich, USA, Australien oder auch woanders aufgewachsen und wissen nur wenig über die Lebensweise ihrer Eltern, Großeltern und die Region in der die Vorfahren lebten.
Ein wichtiges und ehrgeiziges Projekt wird in Apatin, einer ehemals donauschwäbischen Stadt in der Wojwodina/Serbien realisiert. Von deutschen Handwerkern und Künstlern hergestellte Kultur- und Kunstgegenstände aus der ganzen Wojwodina werden in Apatin gesammelt und ausgestellt.
Zu diesem Zweck wurde am 23.07.2014 in Apatin das
Donauschwäbisches Kirchenmuseum – Podunavsko Nemački crkveni muzej Apatin
eröffnet. Als Gebäude dafür dient die Untere Kirche, die Herz-Jesu-Kirche in Apatin.

Die Herz-Jesu-Kirche wurde am 23. Juni 1933 eingeweiht. Sie wurde gebaut, weil die Gemeinde in Apatin so groß wurde, dass ein zweites Gotteshaus erforderlich war. Nach 1945 wurde die Kirche nicht mehr genutzt und drohte, wie so viele Kirchen in der Batschka nach und nach zu verfallen.

Boris Masic ein Apatiner, der die Erinnerung an die donauschwäbische Kultur aufrechterhält
Boris Masic ist Deutschlehrer in Apatin. Er hat dieses Projekt initiiert. Viel Ausdauer, Kraft und Geld hat er in dieses Museum investiert.

Abgeschlagene Köpfe (von Statuen) und „gefallene“ Erzengel
Während des Kroatienkrieges in den 90er Jahren wurden viele ehemals deutsche Kirchen zerstört und geplündert. Die Exponate im Museum stammen aus der ganzen Batschka. So erhielt Boris Masic z.B. die beiden Erzengel Gabriel und Michael auf den Bildern unterhalb von Herrn Anton Beck aus dem Deutschem Verein „Gerhard“ in Sombor. Die Statuen wurden im 18. Jhd. von einem deutschen Bildhauer gefertigt und stammen aus der zerstörten Kirche in Kolut.
Boris Masic erzählt, dass er seine Exponate z.T. auf Flohmärkten aufkauft, auf denen die geraubten Stücke angeboten werden.
In blinder Zerstörungswut wurden in den Kirchen die Köpfe vieler Statuen abgeschlagen. Auch davon findet man einige im Museum.

Für mich stellt sich da schon die Frage, ob die deutschen katholischen Engel und Heilige andere sind, als die der kroatischen Katholiken, oder der orthodoxen Serben.
Der Ausbau des Museums geht voran
Nach der Eröffnung geht das Projekt nun in die zweite Stufe. Bald werden Vitrinen aufgestellt in denen wertvolle Priestergewänder gezeigt werden.

Die Vitrinen sind bereits genehmigt und finanziert. Im Mai 2015 soll die Eröffnung dieses Ausstellungsteils stattfinden.
Das Museum wird in die Zukunft wachsen
Ideen für eine Erweiterung, bzw. Vertiefung hat Boris Masic genügend. So plant er einen eigenen Raum für die bereits vorhandenen Bücher aus den evangelischen Kirchen der Batschka.
Apatin war vor dem Krieg bekannt für seine Musikinstrumente. Boris Masic schreibt:
Der erste große Musikinstrumentenhersteller in Apatin war Caspar Fischer. Er ist in Apatin geboren und gestorben (1772-1718). Er erlernte die Edle Kunst bei Joseph Roth Orgelbauer aus Szeged. Die erste Orgel hat er für die Kirche in Apatin gebaut im Jahr 1795. Er hat Orgeln in Osijek in der Kirche Sv. Peter und Paul im Jahr 1800 gebaut, in Orašje, Valpovo 1804, Petrijevci 1807, Sivac 1811, Kernjaja 1811, und letztlich seine größte Orgel im Jahre 1813 in Odžaci. Sein Grab befindet sich in Apatin am Oberen Friedhof. Seine Werkstatt hat Sohn Johan übernommen. In seiner Werkstatt haben weiter die Familien Werle, Pump, Fabing und Horn den Orgelbau erlernt.
Auch diesem Bereich, den Apatiner Musikinstrumenten soll ein Raum in den Sammlungen gewidmet werden.
Schatten über dem Museum
Trotz aller positiven Entwicklungen gibt es Schatten. Unglücklicherweise schlug bei einem starken Unwetter der Blitz in einen der Türme. Der Dachstuhl geriet in Brand und brannte 10 Tage lang.



Nun droht der Turm einzustürzen. Als Sicherungsmaßnahme ist die Abtragung des zerstörten Tumrdaches geplant.
