Zwei Leben

Zwei Leben führen wir,
ein Leben im Stoff,
unser Körper als Vermittler,
handelnd in der Welt,
um Neues zu schaffen.

Das zweite Leben
führt unser Ich
in der Seele,
worin das Echo von früher
regiert im Jetzt.

Bringe Ordnung dort hinein,
reinige sie
nach den Maßstäben
des Geistes.

aus:
jaap van de Weg
geistes
gegenwart
das einmaleins
der inneren balance

Schlagwort: Donauschwaben

Männerbild – eine „gute“ Beschreibung

Männerbild – eine „gute“ Beschreibung

Hin und wieder muss ich in alten Kisten kramen. Da tauchen dann Bilder auf, die man noch gar nicht, oder schon sehr lange nicht mehr gesehen hat. Eines dieser Bilder sieht so aus wie oben

Auf der Rückseite steht – Männerbild – hmm, besser kann man das Bild eigentlich gar nicht beschreiben.

Leider ist die dargestellte Generation bereits längere Zeit verstorben, auch die Generation der Kinder lebt schon zum großen Teil nicht mehr.

Sollte jemand zufällig einen der Männer erkennen, freue ich mich über eine entsprechende Info.

Das Bild wurde vermutlich vor dem 2. WK in Tscherwenka aufgenommen.

Die besten Jahre – in der Gefangenschaft

Die besten Jahre – in der Gefangenschaft

DR DOONESCHWOB

Wenn’s Schicksal ’n gschlage,
hot koons ’n gheert klage.
Er hot glei gwißt Bescheid,
des vrplemprt ner Zeit.

Mit Mut un mit Kraft,
mr ehndr was schafft.
So hot ‚r gedenkt,
schiefes grad widr glenkt.

Mit dr Händ repariert,
mit Humor glei pariert.
Unsr schwowischi Art,
hot bis heint sich bewahrt.

S henn alli so gstrebt
uff gleichi Art glebt,
was ’ne ovrtraut gwahrt,
ner Gott ’s goffnbart!

Eva Mayer-Bahl aus „Fei´roowed“ 1985

Adam Franz, Großonkel jung
Adam Franz als ca. 25-jähriger

Franz Adam wurde am 06.05.1894 in Apatin als ältestes Kind von Adam Franz und König Maria geboren. Der Vater war von Beruf Zimmermann, konnte aber später aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausführen und eröffnete einen „Tante Emma Laden“.

Franz Adam lernte den Beruf des Donaufischers und übte diesen über den größten Teil seiner Erwerbszeit aus. Zwischendurch gab es Zeiten, in denen er als Schiffssteuermann unterwegs war, so z.B. in den Jahren 1911./.1913; 1921./.1924 und 1934./.1944.

Im Oktober 1914 wurde er zum Österreichisch-Ungarischen 23. Infanterieregiment eingezogen. Bereits im April 1915 kam er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1918 entlassen wurde.

Ein halbes Jahr nach seiner Entlassung aus der russische Gefangenschaft heiratete er Anna Keisch. Sie hatten zusammen 3 Kinder. Die Tochter Maria wurde nur 2 Jahre alt der ältere Sohn Anton starb 1944 im Krieg, der jüngere Sohn Franz wanderte nach Milwaukee aus. Dessen Nachfahren leben heute noch in Milwaukee.

Bedingt durch den 2. WK und die vollständige Entrechtung der deutschen Minderheit in Jugoslawien wurde er im März 1945 in ein Internierungslager eingewiesen und musste dort bis zum März 1948 verbleiben. Dieser Zeit folgte Zwangsarbeit, die bis zum März 1951 andauerte.

Zusammengerechnet verbrachte Franz Adam fast 10 Jahre seines Lebens in Gefangenschaft und Zwangsarbeit.

Adam Franz als ca. 60-jähriger

Im Oktober 1960 konnte er in Apatin in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Zwei Jahre später starb er in Apatin. Seine Frau erhielt nach ihrer Pensionierung die Erlaubnis, nachdem sie einen größeren Ablösebetrag gezahlt hatte, Jugoslawien zu verlassen. Sie zog 1964 nach Deggendorf zu ihrem Bruder.

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Adam Franz, letzte Ruhestätte im Grab der Schwiegereltern

 

Drei Leintücher als Andenken

Drei Leintücher als Andenken

 

Eva Mayer-Bahl
Eva Mayer-Bahl, aus dem Gedichtband Weitrleewe, 1982

O O D E N K E

Ich hab drei Leintiichr
im Kaschte gfunne,
die hot die Herschberger
Nannibäsl gspunne.

Schräg iwr die Gass,
do war ich oft driwe.
Als Oodenke sin
die Tiichr gebliwe.

Ich sig sie noch heint,
wie sie spinnt un trett.
Ich war an ihr ghonge,
als wie a so Klett.

’s wäre ihre Haar schun
un Auge vrbliche.
Oft bin ich ganz haamlich
zu ihre gschliche.

Wenn sie jetz wißt,
daß ich vun ‚re tu schreiwe,
tat sie sichr widr sage:
„Kind, du kannsch bleiwe.“

An ihre Fiiß hot sie ghat,
die schwarzgstrickte Schuh.
Ner’s Rädl hot gsurrt,
awr schunscht war a Ruh.

Ich hab in ihrem Garte
die Paredeis derfe esse.
Die Kindheit, die schee,
kann halt koonr vrgesse.

Eva Mayer-Bahl aus „Weitrleewe“ 1982

Herschberger Nannibäsl, geb. Gass Anna wurde 1865 in Apatin geboren und starb 1945 im Vernichtungslager Kruschiwl (Kruševlje – Serbien). Ich weiß nicht, ob sie dort verhungert ist (wurde), oder an Krankheit gestorben ist.

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Grabstein der Herschberger Nannibäsl

Im Vernichtungslager Kruschiwl starben ca. 2500 Donauschwaben, denen vorher die Menschenrechte aberkannt wurden.

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