Zwei Leben

Zwei Leben führen wir,
ein Leben im Stoff,
unser Körper als Vermittler,
handelnd in der Welt,
um Neues zu schaffen.

Das zweite Leben
führt unser Ich
in der Seele,
worin das Echo von früher
regiert im Jetzt.

Bringe Ordnung dort hinein,
reinige sie
nach den Maßstäben
des Geistes.

aus:
jaap van de Weg
geistes
gegenwart
das einmaleins
der inneren balance

Kategorie: Familienforschung

Unsere Eltern und Großeltern waren in Lagern untergebracht

Unsere Eltern und Großeltern waren in Lagern untergebracht

Vieles hört und ließt man über Flüchtlingslager. Oft klingt es nicht gut. Lager sind keine Erfindung der Gegenwart, sondern es gab sie zu allen Zeiten. Lager, in denen Menschen untergebracht waren, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, bzw. dort flüchten mussten, weil sie sonst aus ethnischen Gründen umgebracht worden wären.

Am Ende des letzten Krieges kamen Millionen von Flüchtlingen aus dem Osten Europas. Deutsche, die wegen ihrer Nationalität ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland erstmal in Lagern leben mussten.

Eines dieser Lager, in dem Donauschwaben – hauptsächlich Menschen aus Tscherwenka – untergebracht waren, war

Das Impler-Lager in München (1944 – 1955)

Es entstand im Jahre 1944 auf städtischem Grund an der Implerstraße aus einem vorhande­nen Barackenlager, das ausgebaut und erweitert wurde auf eine Aufnahmekapazität von ca. 400 Personen. Davon waren etwa 85% Tscherwenkaer. Man schätzt, dass bis zu dessen Auflösung im Jahre 1955 rund 800 Tscherwenkaer das Lager passiert haben. Die Verwaltung lag in Händen des städtischen Flüchtlingsamtes, die Leitung hatte der städtische Ange­stellte Herr Schießl, und Lagerobmann war unser Tscherwenkaer Landsmann Daniel Walter.

Implerlager Grundriss
Impler-Lager Grundriss

Die Anlage bestand aus 6 Steinbaracken, einer Holzbaracke, dem Wirtschaftsgebäude, einer Gemeinschaftsbaracke zur Abhaltung von Gottesdiensten, Versammlungen und Tanzveranstaltungen, sowie zahlreichen „Schöppcher“. Hierbei handelte es sich um Vorratsschuppen für Heizmaterial, die aber anfangs notgedrungen bewohnt waren. Die Einrichtungen: Lagerverwaltung, Küche, Kindergarten, Ambulanz, Duschen, Gemeinschafts- und Einfachtoiletten. Es gab eine Schneiderei (Huber Peter, Nothdurft Martin und Roth Philipp), zwei Schuhwerkstätten (Scharf Georg und Wagner Hans), zwei Friseure (Sepper Heinrich und Reitenbach Ludwig), einen Stehausschank (Paul Fritz] sowie eine kleine Verkaufsstelle für Wasch- und Pflegemittel (Kopp Heinrich).

Was die Wohnverhältnisse anbelangt, so gab es anfangs Gemeinschaftswohnräume für ca. 30 Personen, die später in 8-10 Kleinzimmer unterteilt wurden. Da es für je zwei dieser hintereinander angeordneten Räume nur eine Eingangstür gab, und zwar von der Hofseite her, stiegen die hinten wohnenden Parteien mittels einer „Hühnerleiter“ genannten Holztreppe meist durchs Fenster.

Durch die besonders in den ersten Nachkriegsjahren herrschende Not (und Not macht bekanntlich erfinderisch) schritt man allmählich zur Selbstversorgung. Aus amerikanischen Konservendosen wurden Reiben, Siebe und andere Haushaltsgeräte sowie diverse Gebrauchsgegenstände gefertigt. Rohtabak wurde nach eigenen Rezepten fermentiert und in „Teps“ (Backblech) geröstet. Die über den Eigenbedarf hinausgehenden, selbstgefertigten Zigaretten wurden auf dem Schwarzmarkt „abgesetzt“. Ähnlich wurde mit dem in immer größeren Mengen selbstgebrannten Treberschnaps und Obstler verfahren, für den die nahegelegene Großmarkthalle das Rohmaterial in nahezu unbegrenzten Mengen „lieferte“. Als sich ein Finanzbeamter aus dem Vortrupp einer Großrazzia bei einer alten, mir verwandtschaftlich nahestehenden Oma nach Schnaps umfragte, zeigte diese mit zurückgebogenem Daumen bedeutungsvoll in Richtung des Nebenraumes und flüsterte ihm hin­ter vorgehaltener Hand zu: „Er laaft noch!“. Das unmittelbar danach schlagartig auf das ganze Lager angesetzte Einsatzkommando der „Finanzer“ brauchte dann auch — zumindest was diese Wohnung anbelangte – nicht mehr lange nach dem hochprozentigen „Handelsob­jekt“ zu suchen, dessen Eigenproduktion – selbst als Haustrunk – schon damals verboten war.

Das Impler-Lager hatte sogar eine eigene Fußballmannschaft, in deren Reihen einige der erfolgreichsten Spieler des ehemaligen Tscherwenkaer Fußballklubs standen. Sie spielte – durch eine treue Anhängerschaft unterstützt – einige Zeit erfolgreich gegen andere Münchner Mannschaften, und die Jugend rückte nach. Als immer mehr Spieler das Lager verließen, um sich irgendwo eine Existenz aufzubauen, bildete später der Rest dieser Mann­schafft den Grundstock für den Fußballverein BSC Sendlingen, der heute noch im Münchner Fußballgeschehen eine Rolle spielt.

Soweit die Lagerbewohner nicht im erlernten Beruf unterkommen konnten, fanden sie entweder am Bau (viele schulten auf Bauberufe um), oder im nahegelegenen Schlachthof Beschäftigung. Die Frauen waren hauptsächlich in der Großmarkthalle tätig, einige sind es auch heute noch. Als das Impler-Lager im Jahre 1955 aufgelöst wurde, hatten unsere Landsleute längst geeignete Wohnungen in verschiedenen Stadtteilen von München gefunden oder sich in der Peripherie ein Eigenheim gebaut.

Autor: Ludwig Kopp, aus: Unser Tscherwenka 1980

Heute ist das Gelände gut in den städtischen Bereich integriert und es ist nicht mehr erkennbar, dass hier ein paar Jahrzehnte früher hunderte von Menschen lebten.

Implerlager Gelände heute
Das Gelände des Impler-Lagers heute

Ein sächsisch-böhmisches Handwerksgenie in Schönlinde

Ein sächsisch-böhmisches Handwerksgenie in Schönlinde

Wie wird ein Handwerksmeister posthum zu einer überregionalen Berühmtheit?

Die Antwort ist einfach – er hat zu Lebzeiten Besonderes geleistet. Dies reicht normalerweise nicht dazu, dass er dann auch noch in einem Geschichtsbuch verewigt wird. Dazu braucht es dann noch ein paar andere Zutaten:

Gottfried Preußger, ein Schlossermeister wie er im Geschichtsbuch steht.

Ihm wurde ein kleines Kapitel in einem Geschichtsbuch für Gymnasien gewidmet.

Ein grenzüberschreitendes Projekt, durchgeführt von den beiden Universitäten Univerzita Jana Evangelisty PURKYNÉ (UJEP) in Usti nad Labem und der Technische Universität Dresden.

Zielsetzung:

Ausgehend von der Überzeugung, dass Kenntnisse über die gemeinsame Geschichte von Sachsen und Böhmen notwendig sind und immer neu vermittelt werden müssen, um das Verständnis von und zwischen den beiden Ländern zu verbessern, werden Wissenschaftler der TU Dresden und der Universität Jana Evangelisty PURKYNÉ gemeinsam Geschichtsbücher für Schulen erarbeiten, die als zusätzliches Lehrmaterial in Sachsen und Böhmen Verwendung finden sollen.

Zur Zeit wird das Geschichtsbuch auf seine didaktische Brauchbarkeit geprüft. Es wurde an 8 Gymnasien in Sachsen und Böhmen testweise eingeführt.

Gottfried Preußger wird im Buch als Beispiel dafür angeführt, dass auch Handwerker aus dem Sächsischen Herrschaftsgebiet, im Habsburger Herrschaftsbereich gut vorankommen konnten.

Geburt in Markersdorf bei Görlitz

Gottfried Preußger wurde 1767 in Markersdorf 6, in der Nähe von Görlitz geboren. Seine Eltern und Großeltern waren als Widmuthsgärtner im Dienst der Kirche tätig.

Geburtsort von Gottfried Preußger
Markersdorf, Geburtsort von Gottfried Preußger

Er lernte wohl in der näheren Umgegend den Beruf des Schlossers und verbrachte ein halbes Jahr in Prag als Schlossergeselle.

1792 zog er nach St. Georgenthal und erlernt den Beruf noch einmal bei dem Meister Franz Menschel.

1795 – Gottfried Preußger wird zum Böhmischen Untertan

 … am 13. Mai 1795 wurde er durch Handschlag mit dem Vogt Franz Richter in Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) zum Untertanen der gleichnamigen Herrschaft, die dem Grafen Kinsky gehörte.

Mehrere Ereignisse folgen nun aufeinander:

  • Gesellenprüfung im August 1795
Gottfried Preußger, Gesellenbrief
Gottfried Preußger, Gesellenbrief – August 1795
  • Eintritt am 02.08.1795 in die Siebenzunft in Schönlinde
  • Heirat mit Katharina Oheim/Ohme am 20.10.1795 in St. Georgenthal
Trauung mit Katharina Oheim am 20.10.1795
Trauung mit Katharina Oheim am 20.10.1795

In der Heiratsurkunde wird Gottfried Preußger bereits als Schlossermeister bezeichnet.

  • Bau des neuen Umgebindehauses 1801/1802 in Schönlinde 31
Wohnhaus Gottfried Preußger
Wohnhaus Gottfried Preußger erbaut 1801/1802

Gottfried Preußger hatte zusammen mit seiner 1. Ehefrau 4 Söhne. Nach deren Tod heiratete er Theresia Schindler. Mit ihr zusammen hatte er 6 Kinder.

  • Vorsitzender der Schönlinder Siebenzunft 1819 – 1824

In diese Zeit fällt auch der Bau der großen Treppe zur Kirche. Das Treppengeländer, welches von ihm hergestellt wurde existiert heute noch.

Treppengeländer zur Kirche
Treppengeländer der Schönlinder Kirche

Dieses Treppengeländer hat eine Besonderheit:

1813 wurden in einem aufgelassenen Munitionslager der Franzosen Kanonenkugeln (30mm und 40mm) gefunden. Diese integrierte er in das Treppengeländer.

Kanonenkugel Schönlinder Kirche
Kanonenkugel im Geländer der Schönlinder Kirche
Kanonenkugel Schönlinder Kirche
Kanonenkugel im Geländer der Schönlinder Kirche

Gottfried Preußger war als Schlosser ein besonders vielseitiger Handwerker. Er betätigte sich nicht nur in seinem eigenen Handwerk, sondern entwickelte auch Spinnmaschinen weiter und verkaufte diese ins Ausland, ebenso baute er Brückenwaagen und vertrieb diese ins Ausland. In Schönlinde errichtete er eine Baumwollspinnerei und stattete diese mit seinen selbst entwickelten Maschinen aus.

Er starb am 16.05.1833 mit 66 Jahren an Nervenfieber in Schönlinde. Sein Sohn Johann aus erster Ehe übernahm nach dem Tod des Vaters Haus und Werkstatt und führte den Betrieb weiter.

Gottfried Preußger, Lebensstationen
Lebensstationen von Gottfried Preußger – Markersdorf, Prag, St. Georgenthal, Schönlinde

Quellen:

Sächsisch-Böhmische Beziehungen im Wandel der Zeit, 3 Bde. – Textband, Hg. v. Kristina Kaiserová und Walter Schmitz

Sächsisch-Böhmische Beziehungen im Wandel der Zeit, 3 Bde. – Quellenband, Hg. v. Kristina Kaiserová und Walter Schmitz

Kirchenbücher von Georgenthal und Schönlinde

Gräber

Gräber

 

 

Alte Bilder können Geschichten erzählen

Alte Bilder können Geschichten erzählen

Ein nettes altes Bild. 6 cm x 9 cm

Ich fand es in einer Fotoschachtel meiner Großmutter, die in einem Schrank meiner Mutter lag. Beide sind schon vor vielen vielen Jahren gestorben.

Unter diesen Bildern sind sehr viele Fotos mit Menschen, die mir leider nicht bekannt sind. Es gibt auch niemanden sonst mehr, den man fragen könnte, wer denn auf diesen Bildern zu sehen ist.

So ziemlich jeder kennt dieses Problem. Eine oder mehrere Kisten voll Bilder und keiner weiß, wer drauf ist.

Die Rückseite sieht dann manchmal so aus, wie auf meinem Foto:

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Die Beschriftung, sehr verblasst und nur mit einem Vergrößerungsglas erkennbar:

  • 1 Mann
  • 2 Buben
  • 1 Mädchen

Kleberreste zeigen, dass das Foto wohl mal in einem Album klebte und somit für jemand wichtig war.

Einen Wert für die Nachfolgegenerationen stellen Fotos nur dann dar, wenn klar ist, wer oder was darauf dargestellt ist. Deshalb sollten Fotos, die einem wichtig erscheinen, ausführlich beschriftet werden, am Besten in einem Album.

Im Lauf der Generationen verteilt sich die Nachkommenschaft und häufig nimmt man sich nicht die Zeit, alte Fotos anzusehen, wenn die Kinder oder Enkel zu Besuch sind (könnte ja auch nervig sein). Die Bilder verschwinden aus dem Bewusstsein und tauchen erst wieder im Nachlass auf. Ob sich dann noch jemand an die Menschen erinnert, die dargestellt sind? Wer bekommt dann die Fotos? Was ist, wenn meine Kinder oder Enkel danach fragen?

Deshalb:

  • alte Fotos und Dias digitalisieren
  • nur die wichtigen, bzw. aussagekräftigsten (weniger ist oft mehr)
  • in hoher Auflösung mit Kurzbeschreibung oder Nummerierung ablegen
  • in eine Textdatei einbinden und dort ausführlich beschreiben.
  • Fotobuch erstellen und an interessierte Familienmitglieder verteilen

Da sich Speicher-Formate ändern, sollten die Dateien immer wieder auf aktuellen Stand gebracht werden.

Alte Fotos erzählen Geschichten über die Familie – wenn jemand diese Fotos pflegt und die Geschichten aufschreibt!

 

Männerbild – eine „gute“ Beschreibung

Männerbild – eine „gute“ Beschreibung

Hin und wieder muss ich in alten Kisten kramen. Da tauchen dann Bilder auf, die man noch gar nicht, oder schon sehr lange nicht mehr gesehen hat. Eines dieser Bilder sieht so aus wie oben

Auf der Rückseite steht – Männerbild – hmm, besser kann man das Bild eigentlich gar nicht beschreiben.

Leider ist die dargestellte Generation bereits längere Zeit verstorben, auch die Generation der Kinder lebt schon zum großen Teil nicht mehr.

Sollte jemand zufällig einen der Männer erkennen, freue ich mich über eine entsprechende Info.

Das Bild wurde vermutlich vor dem 2. WK in Tscherwenka aufgenommen.

Die besten Jahre – in der Gefangenschaft

Die besten Jahre – in der Gefangenschaft

DR DOONESCHWOB

Wenn’s Schicksal ’n gschlage,
hot koons ’n gheert klage.
Er hot glei gwißt Bescheid,
des vrplemprt ner Zeit.

Mit Mut un mit Kraft,
mr ehndr was schafft.
So hot ‚r gedenkt,
schiefes grad widr glenkt.

Mit dr Händ repariert,
mit Humor glei pariert.
Unsr schwowischi Art,
hot bis heint sich bewahrt.

S henn alli so gstrebt
uff gleichi Art glebt,
was ’ne ovrtraut gwahrt,
ner Gott ’s goffnbart!

Eva Mayer-Bahl aus „Fei´roowed“ 1985

Adam Franz, Großonkel jung
Adam Franz als ca. 25-jähriger

Franz Adam wurde am 06.05.1894 in Apatin als ältestes Kind von Adam Franz und König Maria geboren. Der Vater war von Beruf Zimmermann, konnte aber später aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausführen und eröffnete einen „Tante Emma Laden“.

Franz Adam lernte den Beruf des Donaufischers und übte diesen über den größten Teil seiner Erwerbszeit aus. Zwischendurch gab es Zeiten, in denen er als Schiffssteuermann unterwegs war, so z.B. in den Jahren 1911./.1913; 1921./.1924 und 1934./.1944.

Im Oktober 1914 wurde er zum Österreichisch-Ungarischen 23. Infanterieregiment eingezogen. Bereits im April 1915 kam er in russische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1918 entlassen wurde.

Ein halbes Jahr nach seiner Entlassung aus der russische Gefangenschaft heiratete er Anna Keisch. Sie hatten zusammen 3 Kinder. Die Tochter Maria wurde nur 2 Jahre alt der ältere Sohn Anton starb 1944 im Krieg, der jüngere Sohn Franz wanderte nach Milwaukee aus. Dessen Nachfahren leben heute noch in Milwaukee.

Bedingt durch den 2. WK und die vollständige Entrechtung der deutschen Minderheit in Jugoslawien wurde er im März 1945 in ein Internierungslager eingewiesen und musste dort bis zum März 1948 verbleiben. Dieser Zeit folgte Zwangsarbeit, die bis zum März 1951 andauerte.

Zusammengerechnet verbrachte Franz Adam fast 10 Jahre seines Lebens in Gefangenschaft und Zwangsarbeit.

Adam Franz als ca. 60-jähriger

Im Oktober 1960 konnte er in Apatin in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Zwei Jahre später starb er in Apatin. Seine Frau erhielt nach ihrer Pensionierung die Erlaubnis, nachdem sie einen größeren Ablösebetrag gezahlt hatte, Jugoslawien zu verlassen. Sie zog 1964 nach Deggendorf zu ihrem Bruder.

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Adam Franz, letzte Ruhestätte im Grab der Schwiegereltern

 

Gasthof zum Hemmschuh – Rumburg

Gasthof zum Hemmschuh – Rumburg

Gasthof zum Hemmschuh  1900
Gasthof zum Hemmschuh 1900

Obige Aufnahme erhielt ich Anfang November im Museum in Rumburg. Derzeit findet dort eine Ausstellung über das Leben in Rumburg vor dem Krieg statt.

Der Gasthof zum Hemmschuh stand vor dem Krieg in der Schönlinderstraße 31 und wurde leider 1946 aus unbekannten Gründen abgerissen. Das Grundstück blieb unbebaut und ist heute noch eine Wiese.

Früher hatte das Gebäude die Hausnummer Rumburg 286 und man findet in den Kirchenbüchern Einträge unter dieser Hausnummer, so lange die Pfarrer Hausnummern eingetragen haben.

Das „neue“ Gebäude, der Gasthof zum Hemmschuh, wurde lt. Herrn Matthes von der Stiftung Umgebindehaus zwischen 1830 und 1840 errichtet. Darauf deuten laut seiner Aussage verschiedene Merkmale hin:

  • der Korbbogentürsturz,
  • die bereits sehr großen Fenster im OG
  • das Krüppelwalmdach mit der geringen Dachneigung
  • die klassizistisch durchgestaltete Straßenfront im EG

Franz Effenberger starb 1806 im Haus Nr. 286. Der Pfarrer trug als Beruf „Weber und Handelsmann“ in das Sterberegister ein. Dies ist der erste Hinweis darauf, dass im Haus Nr. 286 Handel getrieben wurde. Bis zum Abriss 1946 beherbergte das Gebäude einen Laden, in dem alles verkauft wurde, was man für den Alltag so benötigt.

Sein Sohn, ebenfalls ein Franz Effenberger war der erste, der als Schankwirt im Kirchenbuch bezeichnet wurde. Er starb 1851 im Hs. Nr. 286.

Man kann also davon ausgehen, dass dieser Franz Effenberger das Gebäude bauen ließ.

Von da an vererbte sich der Gasthof fast immer über die weibliche Linie weiter. Die letzte Eigentümerin war Marie Schwerda, geb. Böhme. Sie ließ den Gasthof in den 30er Jahren modernisieren und stattete ihn mit 3 Fremdenzimmern aus.

Viel ist vom Gasthof nicht übrig geblieben. Lediglich ein paar Erinnerungsfotos und eine beschädigte Tasse, die der Sohn auf der Flucht aus unbekannten Gründen mit sich führte.

Die letzte Wirtin - Marie Schwerda, geb. Böhme mit ihrem Sohn Ernst Schwerda und ihrer Mutter Marie Böhme, geb. Reinisch
Die letzte Wirtin – Marie Schwerda, geb. Böhme mit ihrem Sohn Ernst Schwerda und ihrer Mutter Marie Böhme, geb. Reinisch

In dem Foto am Anfang des Eintrages sieht man Marie Böhme, die letzte Wirtin rechts vorne am Gartentürchen stehen.

Die letzte Tasse - Dekor "Blaue Kirsche" der Firma Krautzberger aus Teplitz
Die letzte Tasse – Dekor „Blaue Kirsche“ der Firma Krautzberger aus Teplitz

Marie Böhme ersetzte bei der Modernisierung des Hemmschuhs das alte Zinngeschirr gegen moderne Keramik – die „Blaue Kirsche“

Bei Interesse an weiteren Infos zum Hemmschuh bitte ich um Nachricht.

 

Der Schwerdahof

Der Schwerdahof

 „Sie sind viel zu spät dran…“, so begrüßte mich die zuständige Dame für den Ort Hlinay, als ich meine Anfrage nach dem Schwerdahof per Email an sie stellte.

Doch zurück zum „Anfang“:

Meine Frau ist eine geborene Schwerda. Irgendwann vor Jahren erfuhren wir beiläufig aus der Verwandtschaft, dass es in Böhmen einen Schwerdahof gibt, aus dem die böhmischen Schwerda abstammen. Eigentlich hat sich ja niemand dafür interessiert, so verschwand dieses Wissen wieder in der Versenkung.

Nach dem Tod meiner Schwiegermutter waren alle „Beziehungen“ zum Böhmischen erst mal ebenfalls gestorben. Über den Nachlass tauchten dann doch immer wieder Fragen zur Familiengeschichte auf. Eine Frage, die sehr bald drängender wurde war eben die Frage nach dem Schwerdahof.

In welcher Gegend ist er?

Gibt es ihn noch?

Wie sieht er aus?

Kann man dorthin?

Aus der Verwandtschaft waren leider keinerlei Informationen zu erhalten. Auch die entsprechenden Heimatvereine etc. kannten keinen Schwerdahof.

Um es vorwegzunehmen: Wir erfuhren, wo der Schwerdahof ist, fuhren dort hin und lernten auch den derzeitigen Eigentümer kennen, der uns auch gestattete das Haus anzusehen und zu fotografieren.

Bei Interesse an weiteren Infos zum Schwerdahof bitte ich um Nachricht.

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