Drei Leintücher als Andenken

O O D E N K E
Ich hab drei Leintiichr
im Kaschte gfunne,
die hot die Herschberger
Nannibäsl gspunne.
Schräg iwr die Gass,
do war ich oft driwe.
Als Oodenke sin
die Tiichr gebliwe.
Ich sig sie noch heint,
wie sie spinnt un trett.
Ich war an ihr ghonge,
als wie a so Klett.
’s wäre ihre Haar schun
un Auge vrbliche.
Oft bin ich ganz haamlich
zu ihre gschliche.
Wenn sie jetz wißt,
daß ich vun ‚re tu schreiwe,
tat sie sichr widr sage:
„Kind, du kannsch bleiwe.“
An ihre Fiiß hot sie ghat,
die schwarzgstrickte Schuh.
Ner’s Rädl hot gsurrt,
awr schunscht war a Ruh.
Ich hab in ihrem Garte
die Paredeis derfe esse.
Die Kindheit, die schee,
kann halt koonr vrgesse.
Eva Mayer-Bahl aus „Weitrleewe“ 1982
Herschberger Nannibäsl, geb. Gass Anna wurde 1865 in Apatin geboren und starb 1945 im Vernichtungslager Kruschiwl (Kruševlje – Serbien). Ich weiß nicht, ob sie dort verhungert ist (wurde), oder an Krankheit gestorben ist.

Im Vernichtungslager Kruschiwl starben ca. 2500 Donauschwaben, denen vorher die Menschenrechte aberkannt wurden.