
Ein sächsisch-böhmisches Handwerksgenie in Schönlinde
Wie wird ein Handwerksmeister posthum zu einer überregionalen Berühmtheit?
Die Antwort ist einfach – er hat zu Lebzeiten Besonderes geleistet. Dies reicht normalerweise nicht dazu, dass er dann auch noch in einem Geschichtsbuch verewigt wird. Dazu braucht es dann noch ein paar andere Zutaten:
Gottfried Preußger, ein Schlossermeister wie er im Geschichtsbuch steht.
Ihm wurde ein kleines Kapitel in einem Geschichtsbuch für Gymnasien gewidmet.
Ein grenzüberschreitendes Projekt, durchgeführt von den beiden Universitäten Univerzita Jana Evangelisty PURKYNÉ (UJEP) in Usti nad Labem und der Technische Universität Dresden.
Zielsetzung:
Zur Zeit wird das Geschichtsbuch auf seine didaktische Brauchbarkeit geprüft. Es wurde an 8 Gymnasien in Sachsen und Böhmen testweise eingeführt.
Gottfried Preußger wird im Buch als Beispiel dafür angeführt, dass auch Handwerker aus dem Sächsischen Herrschaftsgebiet, im Habsburger Herrschaftsbereich gut vorankommen konnten.
Geburt in Markersdorf bei Görlitz
Gottfried Preußger wurde 1767 in Markersdorf 6, in der Nähe von Görlitz geboren. Seine Eltern und Großeltern waren als Widmuthsgärtner im Dienst der Kirche tätig.

Er lernte wohl in der näheren Umgegend den Beruf des Schlossers und verbrachte ein halbes Jahr in Prag als Schlossergeselle.
1792 zog er nach St. Georgenthal und erlernt den Beruf noch einmal bei dem Meister Franz Menschel.
1795 – Gottfried Preußger wird zum Böhmischen Untertan
… am 13. Mai 1795 wurde er durch Handschlag mit dem Vogt Franz Richter in Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) zum Untertanen der gleichnamigen Herrschaft, die dem Grafen Kinsky gehörte.
Mehrere Ereignisse folgen nun aufeinander:
- Gesellenprüfung im August 1795

- Eintritt am 02.08.1795 in die Siebenzunft in Schönlinde
- Heirat mit Katharina Oheim/Ohme am 20.10.1795 in St. Georgenthal

In der Heiratsurkunde wird Gottfried Preußger bereits als Schlossermeister bezeichnet.
- Bau des neuen Umgebindehauses 1801/1802 in Schönlinde 31

Gottfried Preußger hatte zusammen mit seiner 1. Ehefrau 4 Söhne. Nach deren Tod heiratete er Theresia Schindler. Mit ihr zusammen hatte er 6 Kinder.
- Vorsitzender der Schönlinder Siebenzunft 1819 – 1824
In diese Zeit fällt auch der Bau der großen Treppe zur Kirche. Das Treppengeländer, welches von ihm hergestellt wurde existiert heute noch.

Dieses Treppengeländer hat eine Besonderheit:
1813 wurden in einem aufgelassenen Munitionslager der Franzosen Kanonenkugeln (30mm und 40mm) gefunden. Diese integrierte er in das Treppengeländer.


Gottfried Preußger war als Schlosser ein besonders vielseitiger Handwerker. Er betätigte sich nicht nur in seinem eigenen Handwerk, sondern entwickelte auch Spinnmaschinen weiter und verkaufte diese ins Ausland, ebenso baute er Brückenwaagen und vertrieb diese ins Ausland. In Schönlinde errichtete er eine Baumwollspinnerei und stattete diese mit seinen selbst entwickelten Maschinen aus.
Er starb am 16.05.1833 mit 66 Jahren an Nervenfieber in Schönlinde. Sein Sohn Johann aus erster Ehe übernahm nach dem Tod des Vaters Haus und Werkstatt und führte den Betrieb weiter.

Quellen:
Sächsisch-Böhmische Beziehungen im Wandel der Zeit, 3 Bde. – Textband, Hg. v. Kristina Kaiserová und Walter Schmitz
Sächsisch-Böhmische Beziehungen im Wandel der Zeit, 3 Bde. – Quellenband, Hg. v. Kristina Kaiserová und Walter Schmitz
Kirchenbücher von Georgenthal und Schönlinde